Glossar

Die Praxis der Grünen Tara

Die grüne Tara verkörpert kluges Handeln. Sie befreit schnell wie der Wind- denn dieser ist ihr Element. Gleichzeitig ruht sie ganz in sich, ist verbunden mit tiefsten Einsichten und Weisheit. Sie ist großzügig und wunscherfüllend. Alle Ängste, Schutz vor Gefahren und Furchtlosigkeit werden von ihr verkörpert. Sie ist seit unendlich vielen Leben in weiblicher Form wiedergeboren worden und hat das Gelübde abgelegt, das auch bis ans Ende der Zeiten zu tun. Denn so will sie alle Wesen inspirieren und ermutigen, ihre verwirrten Konzepte von“ Männlich“ und „Weiblich“ die meist mit einer unwirklichen Vorstellung eines „Selbst“ einhergehen, als Täuschung zu erkennen. Die Tara Praxis ist in asiatischen Ländern, die den Mahayana und Vajrayana Buddhismus praktizieren, sehr beliebt und verbreitet. Sie fördert Vertrauen und Hingabe.

21 Taras

werden auch Taras 21 Schwestern genannt. Sie sind die Ausdrucksformen der Grünen Tara. Jede verkörpert eine ihrer spezifischen Fähigkeiten. Sie treten meist zusammen auf, können aber auch allein, als selbständige Gottheiten mit ihrem eigenen Mandala erscheinen. Der Lobpreis der 21 Taras ist in der Tara Praxis zentral.

Die Grüne Tara ist wie ein Prisma. Die 21 Taras sind die spezifische Farben die durch ihre Facetten entstanden sind. Jede strahlt eine andere Fähigkeit und Aktivität aus.

Es gibt im tibetischen Buddhismus verschiedene Überlieferungen zur Beschreibung und Systematisierung dieser Begleiterinnen von Tara. Diese sind sich zwar ähnlich, aber es gibt auch wichtige Unterschiede, was ihre Körperhaltung, ihre Attribute, ihre Farbe und ihre Reihenfolge untereinander angeht, was sich dann auch auf ihre Bedeutung und Handlungsweise auswirkt.

Weiße Tara

Das Geschenk der Weißen Tara an uns ist: Entspannung, Regeneration, wieder ganz bei sich ankommen, der eigenen Weisheit im Herzen lauschen, die nur in der Stille zu hören ist.

Die Weiße Tara lässt uns Trost finden und tiefen Frieden mit uns und der Welt schließen.

Sie ist eine archaische Heilerin, die uns den Zugang zu der Heilweise, die für uns passend ist, öffnet. Traditionell bedeutet sie die Verlängerung der Lebenskraft. Wie die Grüne Tara ist sie eine Visualisierungspraxis aus dem Tibetischen Buddhismus, die mit Licht und Mantra Klang seit mehr als tausend Jahren wirkt. Die Weiße Tara lädt uns dazu ein, ganz in unserer Präsenz in Zeit und Raum anzukommen - verbunden mit dem Unfassbaren, das darüber hinaus geht.

Das Mandala der fünf Weisheitsdakinis

Sabine Hayoz Kalff beschreibt Dakini folgendermaßen: Dakini bedeutet im tibetischen Buddhismus weibliche Buddhaschaft. Die Dakini bewahrt und vermittelt die erleuchtete Weisheit, die auf weiblicher Lebenserfahrung gründet.

Eine buddhistische Meisterin wurde in Tibet als Dakini bezeichnet, aber auch transzendente weibliche Buddhas werden so genannt, wie Vajra Yogini, Ekajati und viele andere, sie sind die Führerinnen auf dem Pfad zum Erwachen. Khandro-ma, das tibetische Wort für Dakini, heisst wörtlich eine Frau, die durch den Himmel geht. Sie bewegt sich mühelos im offenen, grenzenlosen Raum, in dem alles geschieht. Deshalb wird sie auch Himmelstänzerin genannt.

Sie verkörpert die kreative erleuchtete Energie an sich, die ständig in Bewegung ist und sich auf vielfältige Art und Weise manifestieren kann.

Die Dakini öffnet uns das Tor zum Himmel. Sie ist Vermittlerin der spontanen Einsicht in Leerheit, der Einsicht, die von allen Konzepten befreit. Gleichzeitig aber führt uns die Dakini auch ganz in die manifeste Welt hinein, so dass wir sie als Ausdruck des Ursprünglichen, des Unfassbaren, von Buddha-Natur, erkennen und wertschätzen lernen. Form und Leere, manifeste Welt und unfassbares Sein, sind ungetrennt und bilden die eine unteilbare Wirklichkeit. Es ist das große Mysterium, das im Herzsutra besungen wird, dem Sutra von Prajnaparamita, der Vollendung der Weisheit, die als goldene Göttin erscheint. Die Dakinis werden als ihre Botinnen bezeichnet, die in unserer gegenwärtigen Situation erscheinen, um uns den Weg nach Hause zu zeigen, den Weg in unsere Mitte, zu unserem eigenen wahren Wesen.

Die Sinneswahrnehmungen, die Farben, Klänge und Elemente bilden die Tore auf dem Dakini-Weg und gehören deshalb zu vielen Übungen im Mandala der Fünf Dakinis. Dieses entspricht den fünf Buddha Familien, welche die Grundlage aller tibetisch-buddhistischen Mandalas bilden. Es gibt uns Struktur und Orientierung in der komplexen Welt und unterstützt den Weg der Transformation vom Leiden an der negativen Erfahrung in das Glück der befreienden Erkenntnis.

Die Kurse führen in die tibetisch-buddhistische Meditationspraxis "Das Mandala der Fünf Dakinis" nach Lama Tsültrim Allione ein, mit der rezitierten und angeleiteten Version, und vermittelt die Bedeutung der Dakini aus weiblicher Perspektive. Die Kurse finden im aufgelockerten Schweigen statt mit Austausch und spielerischen Übungen in der Gruppe und zu zweit, drinnen und draussen, mit Meditation in Stille und in der Bewegung.

Tara Libre

ist ein locker gespanntes Meditationsnetzwerk, das durch Sylvia Wetzels Lehrtätigkeit ab den 1990er Jahren in Deutschland und der Schweiz entstanden ist. Es entwickelte sich in lokalen, selbstorganisierten Gruppen weiter und erfuhr eine kreative Erweiterung, als die von ihr autorisierten Lehrerinnen Agnes Pollner und Sabine Hayoz Kalff 2005 ihre Kurstätigkeit aufnahmen, Lily Besilly 2008, und 2020 dann Christine Kalkowski und Alexandra Pfohlmann folgten.

Von Sabine Hayoz Kalff wurden 2014 Lisa Buschor und 2019 Nives Bercht autorisiert. Dem Netzwerk fühlen sich vor allem Frauen zugehörig, aber auch einige Nichtbinäre, Inter- und Trans Personen und Männer. Es handelt sich dabei um ein Gebilde, das keinen juristischen Status besitzt, sondern sich entlang der Möglichkeiten, Bedürfnisse und Einsichten derer entwickelt, die daran mitarbeiten. Zusammengehörigkeit und Verbundenheit entstehen durch gemeinsame Werte und eine allgemeine Ausrichtung auf.
Website zum tara libre netzwerk

Die "fünf Säulen" von Tara Libre:

  1. Die buddhistischen Lehren aller Schulen mit dem Schwerpunkt Buddha-Natur.
  2. Die Praxis der Grünen Tara in all ihren Aspekten.
  3. Üben, lehren und lernen mehrheitlich unter Frauen, die Reflexion beider Geschlechterrollen und die Wertschätzung unserer weiblichen Linie.
  4. Die Einbeziehung von abendländischer Philosophie, Psychologie, von Christentum und indischem Vedanta und von sozialpolitischen Befreiungsansätzen.
  5. Die lokale Vernetzung in Meditations- und Studiengruppen.

Die Namensgebung des Netzwerkes stammt von Sylvia Wetzel, sie gibt dazu folgende Begründung: Der Name "Tara Libre" geht auf zwei große Befreiungsbewegungen zurück. Für den Weg zur inneren Freiheit steht die Grüne Tara, wörtlich "Befreierin" oder "Freie Frau". Das spanische libre bezieht sich auf die befreiende Kraft sozialer und politischer Befreiungsbewegungen und auf die Frauenemanzipation.